Mittwoch, 11. Februar 2015

Instructional Design Teil 8: Das ADDIE-Modell für den praktischen Einsatz


Bei der Konzipierung eines Bildungsvorhabens ist es wichtig die Gesamtübersicht zu behalten und die Verwirklichung in eine Strategie einzubetten. Eine Richtschnur für die Praxis stellt das ADDIE-Modell dar, welches von der Bestimmung des Ausgangspunktes bis zur Evaluation reicht.

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Nachdem nun einige der gängigen Modelle zum Instruktionsdesign vorgestellt wurden, gilt es festzuhalten, dass die Wahl eines geeigneten Modells für die Instruktion jeweils von den Gegebenheiten abhängig ist und den verfolgten Zielen. Darüber hinaus muss ein Ausbildungsvorhaben in eine Strategie eingebettet sein, wenn es, gemessen an den zugrundeliegenden Zielen, erfolgreich sein soll. Von der Bestimmung des Ausgangspunktes bis zur Evaluation gibt das ADDIE-Modell einen praktischen roten Faden vor für alle Ansätze des Instructional Design. (vgl. Morrison et al. 2010) ADDIE steht dabei für die fünf Phasen zur praktischen Umsetzung des Instruktionsdesign in ein Instruktionssystem:
  • Analysis
  • Design
  • Development
  • Implementation
  • Evaluation
Somit ist das ADDIE-Modell ein Modell zur Entwicklung eines Instruktionssystems (Instructional Systems Design, ISD), wobei die meisten gängigen Modelle dieses Typs Variationen des ADDIE Prozesses sind. (vgl. Piskurich 2006) Entwickelt wurde das ADDIE-Modell an der Florida State University, wo nach einem Programm geforscht wurde, ein Instruktionsmodell umzusetzen für das militärische Training, welches sowohl geeignet war einzelne Personen für spezielle Aufgaben zu schulen, als auch dafür, Curricula zu entwickeln, für umfassende teilstreitkraftübergreifende Schulungsmaßnahmen. (vgl. Branson et al. 1975)
Das Modell beinhaltete verschiedene Schritte, innerhalb der einzelnen fünf Phasen, wobei der Ansatz darauf hinauslief, jeweils eine Phase zuerst komplett zu durchlaufen, bevor man zu der nächsten Phase überging. Über die Jahre wurden die einzelnen Schritte überarbeitet und somit wurde das Modell immer dynamischer und interaktiver.

Die Analyse (Analysis) umfasst dabei die Bereiche Zielgruppe, Arbeitsumfeld, Inhalte, Aufgaben und Lernziele. Dabei kann man sich u.a. ausrichten an den Leitfragen:
  • Wer sind die Lernenden und welche Chrakteristiken weisen sie aus?
    (Anzahl, Alter, Vorwissen, Geschlechterverteilung etc.)
  • Was sind die zu erreichenden neuen Fähigkeiten?
  • Welche Lerneinschränkungen existieren?
    (Motivation, intrinsische oder extrinsische Motivationsgrundlage etc.)
  • Wie sind die Lerngegebenheiten?
  • Welche pädagogischen Intentionen sind gegeben?
  • Welche lerntheoretischen Überlegungen sind sinnvoll?
  • Welche zeitlichen Vorgaben sind zu erfüllen?
Neben den technischen Voraussetzungen oder anderen äußeren Gegebenheiten, wie benötigten Kompetenzen und Ressourcen, ist es bspw. von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Implementierung eines Bildungsvorhabens, ob die Motivation der Lernenden der Wissenserwerb selber ist (intrinsische Motivation) oder durch äußere Zwänge (extrinsische Motivation) vorgegeben wird. Der Erfolg einer Schulung bzw. Instruktion, wie auch immer dieser definiert ist, steht und fällt nun einmal auch damit, wie die Motivationslage unter den Lernenden ist und wie darauf innerhalb von Entwurf und Entwicklung einer Maßnahme eingegangen wird. 
 
Die Entwurfsphase (Design) beinhaltet die Integration der Lernvorgaben, der Beurteilungsmaßstäbe und -instrumente, der Übungen, des Inhalts, die Lerngegenstandsanalyse, die Planung der Ausbildungseinheiten sowie der Medienausweahl, unter systematischer und spzifischer Vorgehensweise. Eine systematische Vorgehensweise bedeutet hier eine logisch planmäßige Methode der Identifikation, Entwicklung und Evaluation einer Reihe von planmäßigen Strategien, mit Aufmerksamkeit auf die Zielvorgaben des Projektes. Die spezifische Vorgehensweise bedeutet dabei, dass jedes Element der Planung, unter Beachtung der einzelnen Details, schrittweise abgearbeitet werden muss.
In der Etwurfsphase:
  • wird die pädagogische, äußere und technische Strategie festgelegt
  • wird diese Strategie dann überprüft, unter Beachtung der Zielsetzung, auf Kognitions-, Affektions- und Verhaltensziele
  • werden Lernumgebung und -materialien festgelegt
Hier entscheidet man sich also, basierend auf den Ergebnissen der Analyse, eventuell für eines der ID-Modelle oder einer Kombination von mehreren.

In der Entwicklungsphase (Development) werden auf Basis der Entwurfsplanung das „Drehbuch“ erstellt, die Materialien entwickelt, die Medien produziert, die Programme entwickelt und getestet etc. Hier muss auch entschieden werden ob Entwicklungsaufgaben selbst durchgeführt werden, oder Medien eingekauft bzw. in Auftrag gegeben werden sollen. 
 
Bei der Implementierung (Implementation) gilt es die Ergebnisse aus der Analyse, die in Entwurf und Entwicklung in ein Instruktionssystem überführt wurden, einzubinden in die Organisation, Technik, Ökonomie und Kultur der umgebenden Infrastruktur, unter Beachtung der Didaktik. Das heißt also, dass es hier ernst wird und das System zur Anwendung gebracht werden soll. Die Implementierung beinhaltet also unter anderem:
  • die Bereitstellung der Lernumgebung und des Materials
  • die Sicherstellung der Funktion aller Komponenten
  • die Unterweisung des benötigten Personals in diese Komponenten etc.

Die Evaluation ist die systematische Einbindung von geeigneten Kontrollinstrumenten in alle Prozesse. Hier werden Daten zur Untersuchung des Nutzens einer Maßnahme oder einzelner Teile derselben in formativer Form, also prozessbegleitend, oder summativer Form, also zur Auswertung, erhoben. Dabei gelten u.a. folgende Leitfragen:
  • Welchen Zweck verfolgt die Evaluation?
  • Welche Informationen sollen erhoben werden?
  • Für wen sind diese Informationen bestimmt?
  • Was muss zur Evaluation sichergestellt werden?
Die Evaluation gilt der Qualitätssicherung aller Phasen des Instruktionsdesigns, des Systems und die Maßnahme betreffend, einerseits auf technisch-funktionale Aspekte bezogen, als auch auf didaktische Fragen. Dazu gehören also Fragen über technische Belange, wie Funktionalität, Stabilität, Ästhetik bzw. Übersichtlichkeit, wie auch Fragen an die Lernenden über Handhabung, Interesse, Motivation, Erwartungen, Verbesserungsvorschläge, Lernzielerreichung etc.


 
Das ADDIE-Modell (Schwarz|Berlin 2015)


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