Mittwoch, 11. Februar 2015

Instructional Design – Das Instruktionsdesign


Die Zielsetzung von Instruktionsdesign, engl. Instructional Design, ist das Ausgestalten von Umgebungsbedingungen, die geeignet sind Kompetenzen zu fördern. Dabei wird nach kognitionspsychologischen Grundlagen vorgegangen, deren Nachweis der Effektivität gezielt empirisch überprüft wird und gegebenenfalls zu Anpassungen führt.


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Den Begriff des Instruktionsdesigns synonym für Didaktik zu gebrauchen erscheint aus meiner Sicht zu kurz gegeriffen. Da die gängigen didaktischen Ansätze stark auf klassische Unterrichtssituationen bezogen sind, bietet das Instruktionsdesign, im Gegensatz dazu, einen Ansatz zur systematischen Planung, Entwicklung und Evaluation von Lernmaterialien und Lernumgebungen, die stark durch den Einsatz verschiedenster Medien geprägt sind. Im Unterschied zu klassischem Unterricht oder Lehre, bezeichnet Instruktion hier jedes systematische Arrangement von Umgebungsbedingungen, das geeignet ist, Kompetenzen zu fördern. (vgl. Niegemann et al. 2004: S. 19)
Das Instruktionsdesign ist lern- und kognitionspsychologisch begründet und bezieht sich auf das Lehren und Lernen in allen Handlungsfeldern. Dabei werden theoretische Aussagen gezielt empirisch überprüft, auf den Nachweis der Effektivität der gewählten Lehrstrategien und -methoden. Somit bezieht sich das Instruktionsdesign auf die Konzeption von Unterricht und Trainig, ist aber auch unmittelbar mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien verknüpft. Allerdings gilt auch hier, wie bei der klassischen Unterrichtsplanung, dass es nicht das eine beste Medium gibt, somit sicherlich auch nicht die eine, beste Methode zur Konzeption von Medien. (vgl. Kerres 2001: S. 83)
Je nach dem Ziel des Lernprozesses, sind recht unterschiedliche Faktoren entscheidend, die zu unterschiedlichen Prinzipien führen. Somit ist Lernen, als ein solches, alles andere als ein homogener Prozess. Neben externen Lernbedingungen – also der Lernumgebung, sollten interne Bedingungen – also Lernvoraussetzungen und Eingangsbedingungen, Berücksichtigung finden, wobei die wichtigste Lernvoraussetzung das Vorwissen darstellt.
Die Theorien zum Instruktionsdesign bieten eine recht überschaubare Menge von Vorgenhensweisen, um sie unterschiedlichen Zielkategorien und Eingangsbedingungen zuordnen zu können. (vgl. Niegemann 2001: S. 23f.)


Entwicklung und Ausblick
Der Begriff Instruktionsdesign geht auf Robert M. Gagné zurück, dessen Forschung diesbezüglich wesentlich vom US-Militär finanziert wurde. Das Instruktionsdesign der ersten Generation (ID1) war noch stark behavioristisch geprägt. Man ging von der Grundannahme aus, dass der Lernende ein passiver Rezipient ist und Lernen eine Funktion von Lehren darstellt. (vgl. Lang & Pätzold 2002) Die Modelle des Instruktionsdesigns lehnten sich stark an die programmierte Unterweisung an, wo lediglich Verhalten durch Reize, wie postiver Verstärkung, Nichtbeachtung oder negativer Verstärkung, manipuliert (aufgebaut, verändert bzw. „programmiert“) wird und der Lehrer allein die Autorität als Gestalter des Lernprozesses darstellt. Zu unterscheiden davon, sind die Modelle des Instruktionsdesigns der zweiten Generation (ID2), seit den 1980er Jahren, die von einem geänderten Verständnis von Lehren und Lernen geprägt sind und nach den entsprechenden Anforderungen formuliert wurden.
Ausgehend von der „Mutter der ID-Modelle“, dem Ur-Modell von Gagné, haben sich verschiedene Modelle entwickelt. Die neueren Modelle sind teilweise an moderne Unterichtsformen ausgerichtet, wie bspw. Projektunterricht. Die Berücksichtigung von modernen Medien macht diese Modelle zur Konzeption von elektronischen Lernumgebungen interessant. Auch zur Ergänzung anderer moderner Ansätze in der Unterrichtung, wie Blended Learning etc., stellt das Instruktionsdesign nützliche Instrumentarien. 
Während im deutschsprachigen Raum eine auffällige Distanz zum Medieneinsatz im Unterricht bemerkbar ist, werden zu vermutende Bedenken diesbezüglich im angelsächsischen Raum nicht geteilt. Dies ist auch einer der Gründe, warum Literatur zum Instruktionsdesign zumeist in englischer Sprache zu beschaffen ist.
Mein Standpunkt dazu ist, dass man verschiedene Modelle nicht im Gegensatz zu traditionellen Vorgehensweisen auffassen sollte, sondern eher als Erweiterung oder als Möglichkeit, traditionelle Denkweisen zu überprüfen. Wie es die eine Methode nicht gibt, die für alle Zeit und auf jeden Fall zum Erfolg führt, gilt auch nicht immer: „Das Alte klappert, das Neue klingt.“ Vielmehr gilt es einen gesunden Weg zu finden, bezogen auf die verschiedensten Voraussetzungen – dies dann aber ordentlich und gründlich durchdacht.


Alle Teile im Überblick
Als kleinen Überblick habe ich einige theoretische Ansätze und Modelle zusammengefasst. Eine praktische Anleitung für Planung und Durchführung, vor allem bezogen auf E-Learning Vorhaben, stellt das ADDIE-Modell am Ende dar, welches auf verschiedene Modelle anwendbar ist.


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