Mittwoch, 11. Februar 2015

Instructional Design Teil 2: Instruktionsdesign nach Gagné, Briggs & Wagner


Die klassischen Modelle der Didaktik werden oftmals im Gegensatz zum Instruktionsdesign begriffen. Das Instruktionsdesign wird als interdisziplinäre, vorwiegend umsetzungs- und ergebnisorientierte Disziplin aufgefasst, mit technikaffiner Stoßrichtung.

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Das Grundprinzip hier ist die Sicherstellung der Lernvoraussetzung für die jeweils folgenden Lehrinhalte. Von einem bestimmten Lehrziel ausgehend, läßt sich eine hirarchische Struktur von Lernvoraussetzungen konstruieren, bei der die noch nicht beherrschten Lernvoraussetzungen jeweils wiederum ein Lehrziel darstellen – somit also eine Lehrzielhirarchie bilden, da die abgeleiteten Lehrziele ihrerseits jeweils Voraussetzungen der übergeordneten Lehrziele darstellen. (vgl. Niegemann 2001: S 25f.). Die zu vermittelnden Lerninhalte sollten daher nach bestimmten Kategorien analysiert werden. Diese Kategorien sind (vgl. Gagné, Briggs & Wagner 1992):
  • sprachlich präsentes Wissen,also Faktenwissen, welches erinnert und verbal wiedergegeben werden kann;
Hier ist auf die Bedeutung der Begrifflichlichkeiten im Kontext zu achten
  • kognitive Fähigkeiten,also beispielsweise, in aufsteigender Reihenfolge:
    - Unterscheidungsfähigkeit
    - anschauliche Begriffe
    - abstrakte Begriffe
    - Regeln und Problemlösefähigkeiten (Regeln höherer Ordnung);


  • kognitive Strategien,also solche Strategien, welche die eigenen Denk-, Lern- und Problemlöseprozesse verbessern (Metakognition)
Hier müssen die Fähigkeiten in aufsteigender Reihenfolge beachtet werden, da die Anwendung von Regeln(Kognitive Strategien - Metakongnition), die Kenntnis der Begrifflichkeiten und deren Unterscheidung voraussetzt (Faktenkenntnis).
  • Einstellungen,also komplexe mentale Zustände, die das eigene Handeln beeinflussen;
Auch hier ist die Kenntnis der Begrifflichkeiten und deren Unterscheidung, also Faktenkenntnis, eine Voraussetzung.
  • motorische Fähigkeiten,also Fähigkeiten zur routinierten Bewältigung praktischer Aufgaben.
Die Anwendung motorischer Fähigkeiten setzt die Beherrschung von Teilfähigkeiten voraus.
An diese Kategorien schließt sich die Entwicklung von Lehrschritten an, welche innere und äußere Lernbedingungen repräsentieren, die erforderlich sind, zur Aneignung von Fähigkeiten.(vgl. Niegemann 2001 27ff.)

Lehrschritt
Aktivität
Aufmerksamkeitsgewinnung Inhaltlich abegestimmte Fokussierung der Aufmerksamkeit durch schnelle Reizwechsel, bspw. Gestik, Anheben der Stimme, visuelle Demonstration
Zielinformation Aufbauen einer Erwartungshaltung durch Kenntnis der Ziele und Bestätigung
Aktivierung des Vorwissens Anregung des Erinnerns an bereits Erlerntes, im Zusammenhang mit neuem Lernstoff
Darstellung der Lehrinhalte mit charakteristischen Merkmalen Deutliche Hervorhebung der charakteristischen Merkmale des Lerngegenstandes (Überschriften etc.)
Lernanleitung Verknüpfung des Lerngegenstandes mit seiner Bedeutung, beispielsweise durch:
  • konkrete Beispiele für abstrakte Begriffe
  • Anknüpfen wichtiger Gedanken an Inhalte, die dem Lernenden bereits vertraut sind
  • Hinweise auf (sprachliche) Zusammenhänge
  • Verwendung von Bildern, Ordnungsmustern, Behaltenstechniken
  • deutliche Unterschiede von Begriffen und Regelanwendungen darbieten, anhand konkreter Beispiele
  • verbale Beschreibungen von Problemlösungsstrategien
Praktisch bedeutet dies, dass bspw. Empfohlen wird Einstellungen mit dem Modellverhalten menschlicher Vorbilder zu verknüpfen oder die fortlaufende Ausführung erforderlicher Handgriffe, mit entsprechender Rückmeldung, bei der Vermittlung motorischer Fähigkeiten
Ausführung / Anwendung Anwendung des neu Erlernten, bspw. durch:
  • in der Kategorie sprachlich präsentes Wissen Wiedergabe von Begriffen in eigenen Worten
  • in der Kategorie kognitive Fähigkeiten durch Anwendung eines Begriffes oder einer Regel auf Beispiele, die im Unterricht nicht verwendet wurden
  • Einstatz kongnitiver Strategien innerhalb neuartiger Aufgaben
  • in der Kategorie Einstellungen Konfrontation mit unbekannten Situationen, in denen der Lernende Entscheidungen zu treffen hat
  • in der Kategorie motorische Fähigkeiten die Ausführung des gesamten erlernten Handlungsablaufes
Cave: Generelle Rückmeldungen über den Grad der Korrektheit an den Lernenden!
Kontrolle und Bewertung der Leistung Sicherstellung der Messbarkeit der Lehrzielerreichung, anhand von Aufgaben und Beispielen
Sicherstellung von Behalten und Transfer Zusätzliche Aufgaben und Beispiele, unter verschiedenen Voraussetzungen und Abstraktionen, fördern das Behalten und den Transfer des Gelernten auf andere Anwendungsgebiete.

Generell werden hier also allgemeine Ziele bestimmt (Was soll erreicht werden?), die dann kategorisiert und sukzessive spezifiziert werden. Somit werden allgemeine Lehrziele so operationalisiert, dass man einzelne Aufgaben erhält, die dann analysiert werden. Aufgrund der grundlegenden Fähigkeiten, die zu beherrschen sind, um das entsprechende Lehrziel zu erreichen, werden die einzelnen Aufgaben hierarchisch analysiert, um zu einer Sequenzierung zu gelangen, die stets vom Teil zum Ganzen fortschreitet.
Dies vollzieht sich dann in folgender Reihenfolge:
  1. Was soll erreicht werden? (allgemeines Ziel)

  2. Welche einzelnen Aufgaben müssen zur Zielerreichung erledigt werden?

  3. Was muss man können, um diese Aufgaben zu erledigen? 

  4. Welcher Kategorie können diese einzelnen Fähigkeiten zugeordnet werden?

  5. Wie bauen diese Fähigkeiten aufeinander auf? Was muss man können, um die jeweils nächste Aufgabe ausführen zu können?

  6. In welcher Reihenfolge müssen diese Aufgaben erledigt werden, um zum Gesamtziel zu gelangen?
Die sich aus den Einzelaufgaben ergebenden Lernziele werden dann hirarchisch, von den Teilzielen ausgehend, schrittweise abgearbeitet, um dann zu immer komplexeren Kombinationen dieser Einzelbestandteile zu gelangen.



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