Samstag, 24. Januar 2015

Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt

Nüchtern betrachtet schon eine absurde Vorstellung: Man hat eine Stadt, teilt sie und baut um einen Teil eine Mauer herum. Als ob das nicht an sich schon kurios genug ist, entwickelt sich das Leben in diesem Archipel vollkommen getrennt von dem ihn umgebenden Umland – Eine vollkommen andere Welt, sozusagen. Wie lebt es sich dort? Was für teils skurrile Begebenheiten ergeben sich durch diese Besonderheit? Was sind das für Menschen dort und was bewegt sie so? Die Autorin, aufgewachsen in Berlin (West), gewährt Einblick...


Das Buch „Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt – Eine Kindheit in Berlin (West)“, der Autorin Ulrike Sterblich, gibt Einblick in den Alltag, umgeben von einer Welt, in der es schon zum Politikum wird, ob es nun Berlin, Berlin (West) oder Westberlin heißt, ob man S-Bahn fährt oder doch lieber U-Bahn, was es heißt, wenn es heißt „Letzter Bahnhof...“.
Erzählt aus der Sicht eines Kindes und einer Jugendlichen, rückblickend reflektiert, führt uns die Autorin durch eine Welt, in der bestimmte Kuriositäten zum Alltag gehören. Erst der Blick von Außen, sei es durch Besucher oder mit gewissem eigenen Abstand, zeigt diese Besonderheiten auf.
Neben den ganz alltäglichen Dingen, die ein Kind oder eine Jugendliche so beschäftigen, erscheinen immer wieder Dinge, die teilweise absurd, manchmal erheiternd, auf jeden Fall aber interessant erzählt sind, abseits der großen Politik und doch mittendrin. Vieles wurde von vielen Leuten über diese Stadt geschrieben, aber hier haben wir aus erster Hand, was es hieß, seine Kindheit und Jugend zu verbringen, inmitten einer historischen Posse, von kafkaesken Zügen. Immer einen Blick auf die liebenswerten Besonderheiten dieser Stadt gerichtet, beschreibt uns die Autorin wie man zur Schule gegangen ist, seine Freizeit verbracht hat, sich verabredet hat – kurz wie man lebte, seinerzeit. Am Ende eines jeden Kapitels, als besonderes Gimmick, werden bestimmte Besonderheiten aus dem Kapitel nocheinmal kurz erläutert. Aber ich will nicht zu viel verraten, nur so viel, dass das Buch durchaus lesenswert ist und auch wenn es nicht den Anspruch erhebt ein zeitgeschichtlich bedeutsames Werk zu sein, ist es das ja doch irgendwie. Wie schreibt die Autorin? „In diesem Buch ist vieles erinnert und vieles erfunden.“ - Lesenswert ist es auf jeden Fall.

Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt – Eine Kindheit in Berlin (West), Reinbek, 2012, ISBN 978-3-499-62840-5

Zuerst veröffentlicht am 15. August 2014 auf BiblioMania

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen